PHASE 1: STRATEGISCHE SELBSTANALYSE – Was brauchst du WIRKLICH?
Noch bevor du dir Prospekte ansiehst oder mit Verkäufern sprichst, solltest du diese Fragen über dein Unternehmen ehrlich beantworten:
1. Welche Art von Fenstern und Türen stellst du her (und wirst du herstellen)?
- Überwiegende Produktion: Fenster, Fenstertüren, Fensterläden, Haustüren, Schiebesysteme, Spezialanfertigungen?
- Erforderlicher Grad kundenspezifischer Anpassung: Standard, viele kundenspezifische Anpassungen, Einzelstücke?
- Komplexität der Bearbeitung: spezielle Verbindungen (z. B. herkömmliche Verzapfung, mechanische Verbindungen), komplexe Profile, Bögen, besondere Winkelmaße?
- Verarbeitete Materialien: nur Massivholz, Brettschichtholz, andere Verbundwerkstoffe?
- Wirst du dein Angebot kurz- oder mittelfristig voraussichtlich weiterentwickeln? (z. B. möchtest du neue Arten von Fenstern und Türen einführen?)
2. Wie hoch ist dein Produktionsvolumen?
- Aktuelle Produktion (z.B. Stücke/Woche, spezifischer Umsatz für Fenster und Türen).
- Wachstumsprognose: realistische Mengenausweitung in den nächsten 3-5 Jahren.
- Produktionschargen: klein und vielfältig oder groß und standardisiert?
3. Wie viel Platz hast du zur Verfügung?
- Maximal verfügbare Fläche für die Maschine (Länge x Breite x Höhe)
- Zugänge zur Fabrikhalle für die Montage
- Platz für das Be- und Entladen von Material, die Lagerung von Werkstücken und die Wartung
4. Wie hoch ist dein tatsächliches Budget (unter Berücksichtigung der TCO – Total Cost of Ownership)?
- Nicht nur der Kaufpreis der Maschine zählt
- Inbegriffen sind auch die Kosten für: Transport, Installation, Abnahmeprüfung, Einweisung der Mitarbeiter, zusätzliche Software, Erstausstattung mit Werkzeug und Hilfsmitteln, Systemeinrichtung (Druckluft, Absaugung, Strom)
- Schätzung der künftigen Betriebskosten: Energie, Wartung, Ersatzteile, kontinuierliche Schulung
- Möglichkeit des Zugangs zu steuerlichen Fördermitteln (z. B. Industrie 4.0, Industrie 5.0, „Nuova Sabatini“)?
5. Welches Know-how hast du intern (und welches wird benötigt)?
- Aktuelle Mitarbeiter mit Erfahrung an CNC-Bearbeitungszentren?
- CAD/CAM-Programmierkenntnisse?
- Musst du neue Mitarbeiter ausbilden oder bestehende Mitarbeiter umschulen?
- Bereitschaft, Zeit und Ressourcen in die Ausbildung zu investieren?
PHASE 2: TECHNISCHE BEWERTUNG DER MASCHINE – Worauf kommt es unter dem Gehäuse an?
6. Aufbau und Mechanik:
- Robustheit der Basis und Struktur: Besteht sie aus einem Stück? Ist sie elektrogeschweißt und stabilisiert? Materialien? (Wichtig, um Vibrationen zu absorbieren und die Genauigkeit langfristig zu gewährleisten)
- Führungen und Gleitschuhe: Typ (z. B. prismatische Linearführungen mit Kugelumlaufschuhen), Abmessungen, Schmiersysteme (Automatik?)
- Motorisierung der Achsen: Motortyp (z. B. bürstenlos), Leistung, Übertragungssysteme (z. B. Kugelumlaufspindeln, Präzisionszahnstangen und -ritzel)
- Abmessungen der nutzbaren Arbeitsfläche: Prüfe, ob die Fläche für die größeren Teile, die du bearbeitest (und für die, die du in Zukunft bearbeiten wirst), groß genug ist. Verwechsle nicht die Größe der Maschine mit der Größe des Arbeitsbereichs.
7. Bedienergruppe / Elektrospindeln:
Anzahl der im CNC-Bearbeitungszentrum bzw. in der gewählten Konfiguration vorhandenen Elektrospindeln oder aggregatunabhängigen Einheiten
- Kontrolle ihrer Bewegung auf unabhängigen Achsen, sodass sie beim Einzel- oder Mehrfachfräsen mit anderen Gruppen arbeiten und Werkzeugwechsel in verborgenen Zeiträumen durchführen können, während andere Elektrospindeleinheiten arbeiten.
Numero di assi controllati:
- 3 Achsen: Für flache Bearbeitungen und einfache Profile
- 4 Achsen: Fügt die Drehung einer Achse (oft C auf der Elektrospindel) für schräge oder mehrseitige Bearbeitungen mit Aggregaten hinzu
- 5 Achsen: Maximale Flexibilität für komplexe Profile, Hinterschnittbearbeitungen, dreidimensionale Bearbeitungen ohne Neupositionierung. Prüfe, ob es sich um eine „echte“ 5-Achsen-Interpolation oder um 3+2 handelt.
Lass uns mit einem weit verbreiteten Mythos aufräumen: „Die 5-Achs-Konfiguration ist ein großer Vorteil, weil sie den Einsatz von Aggregaten überflüssig macht“. In der Tat kann diese Konfiguration Vorteile in herkömmlichen Bearbeitungszentren für kleine und mittlere Handwerksbetriebe bieten, die Flexibilität bei der Bearbeitung von Möbeln, Türen und Fenstern benötigen. Bei der spezifischen Fertigung von Fenstern und Türen – insbesondere mit schweren Werkzeugen mit großem Durchmesser – ist die 5-Achs-Konfiguration jedoch weder sinnvoll noch empfehlenswert. In diesen Fällen sind gemischte, unflexiblere, aber stärker spezialisierte Lösungen viel effektiver im Erzielen einer hohen Produktivität. |
- Leistung der Elektrospindel (kW/HP): Angepasst an Holzarten und Spantiefen
- Drehgeschwindigkeit (UpM): Geschwindigkeitsbereich und dessen Management
- Art der Werkzeugbefestigung: (z. B. HSK-63E, ISO30) – Beeinflusst die Starrheit und Präzision des Werkzeugwechsels
- Kühlsystem: Flüssigkeit oder Luft?
8. Werkzeugmagazin:
- Fassungsvermögen: Anzahl der verfügbaren Positionen. Reicht es für alle typischen Arbeiten ohne häufige manuelle Änderungen aus?
- Positionierung: Über Kopf, an Bord der Maschine, seitlich? Das beeinflusst die Wechselgeschwindigkeit.
- Werkzeugwechsel: Möglichkeit des Werkzeugwechsels in verborgenen Zeiträumen, sowohl in Bezug auf aktive Betriebseinheiten als auch auf die verschiedenen installierten Elektrospindeln.
- Arten von Werkzeugen, die aufgenommen werden können: Fräser, Klingen, Bohrköpfe, Winkelaggregate?
- Länge und Höchstgewicht der einzelnen Werkzeuge: Die Aufnahme von schweren Werkzeugen mit unterschiedlichen Profilen muss möglich sein, sodass eine angemessene Aufteilung auf die verschiedenen Systeme, die gleichzeitig in der Maschine untergebracht werden sollen, erfolgen kann.
- Gesamtgewicht der Werkzeuge, die aufgenommen werden können: Überprüfe das zulässige Gesamtgewicht der Werkzeuge, die das Magazin aufnehmen kann und somit ob mechanische Stabilität der angebotene Lösung ausreicht, um dieses in Bewegung befindliche Gewicht im Laufe der Zeit zu tragen.
9. Arbeitstisch und Werkstückspanntechnik:
- Typologie: Vakuumspannplatten (manuell, halbautomatisch, automatisch?), Multifunktionsspannplatten, spezielle Schraubstöcke für Fenster und Türen?
- Dedizierte pneumatische Spannsysteme:
- Banken mit mehreren Schraubstöcken, die sich im Verbund bewegen?
- Voneinander unabhängige Schraubstöcke mit autonomer Motorisierung, die die gleichzeitige Bearbeitung einer großen Anzahl von Teilen ermöglichen?
- Flexibilität und Setup-Geschwindigkeit: Wie schnell und einfach ist es, die Produktion umzustellen?
- Wirksamkeit der Spanntechnik: Garantiert sie die Stabilität des Werkstücks auch bei großen Abtragungen?
- Richtsysteme für Werkstücke: Anschläge, Laser, Fühler?
10. Automatisierung und Zubehör:
- Ansaugsysteme: Wirkungsgrad, Anschlussdurchmesser, Vorrüstung für den Anschluss an ein zentrales System.
- Reinigungssysteme: Automatische Gebläse, Späneförderbänder
- Möglichkeit der Integration: Automatische Be- und Entlader, Roboter? (auch aus der Zukunftsperspektive)
- Sicherheitsvorrichtungen: Lichtschranken, Stoßstangen, CE-Zertifizierung
PHASE 3: SOFTWARE UND STEUERUNG – Maschinen-Intelligenz
11. Computergestützte numerische Steuerung (CNC):
- Marke und Zuverlässigkeit: Bekannte Marken der Branche (z. B. Siemens, Fanuc, Osai, Bosch Rexroth)?
- Benutzeroberfläche: Ist sie intuitiv? In deutscher Sprache? Personalisierbar?
- Spezifische Funktionen: RTCP (Rotation Tool Centre Point) für die 5 Achsen, Look-Ahead, erweitertes Geschwindigkeits- und Beschleunigungsmanagement.
- Diagnostik: Leichte Erkennung von Problemen.
12. CAD/CAM-Software:
- Ist diese im Lieferumfang der Maschine enthalten oder muss sie separat erworben werden? Um welche Software handelt es sich?
- Speziell für Fenster und Türen: Gibt es Bibliotheken mit Profilen, Beschlägen und parametrischen Verbindungen für die Welt der Fenster und Türen?
- Einfaches Programmieren: Auch für Anwender, die keine CAD-Experten sind
- Import von Dateien: Kompatibilität mit den Formaten deiner Konstrukteure oder Architekten (DXF, DWG, BTL usw.)
- Import von Dateien aus anderen Steuerungssystemen: Möglichkeit des Imports von Dateien (XML usw.) aus anderen Steuerungssoftwares, die in der Fenster- und Türenbranche verwendet werden
- 3D-Simulation: Zur Überprüfung der Werkzeugbahn und zur Vermeidung von Kollisionen vor Beginn der Bearbeitung
- Optimierung der Werkzeugbahn: Zur Verkürzung der Bearbeitungszeiten
13. Konnektivität und Industrie 4.0:
- Ist die Maschine für die Verbindung mit dem betrieblichen Fertigungssystem (ERP/MES) vorgerüstet?
- Ist eine Fernüberwachung der Produktion und eine Fernunterstützung möglich?
- Erfasst sie nützliche Daten für die Leistungsanalyse?
PHASE 4: DER LIEFERANT UND DER KUNDENDIENST – Wer begleitet dich auf deiner Reise?
Lass uns mit einem falschen Mythos aufräumen: Nicht alle Maschinen sind gleichwertig und der niedrigste Preis ist nicht immer die beste Wahl. Eine gründliche und transparente Analyse vor dem Kauf sowie ein effektiver Kundendienst können den Unterschied zwischen einer erfolgreichen Investition und einem betrieblichen Alptraum ausmachen. |
14. Installation und Abnahmeprüfung:
- Wer kümmert sich darum? Eigene Techniker des Herstellers oder externe Techniker?
- Klarer und vertraglich festgelegter Zeitrahmen?
- Was beinhaltet die Abnahmeprüfung? Tests mit deinen Musterwerkstücken?
15. Schulungen:
- Qualität und Dauer: Gehen die Schulungen zur Nutzung der Maschine und der Software tief genug?
- Wo finden sie statt? Bei dir im Betrieb oder beim Lieferanten?
- Lehrmaterial: Wird es mitgeliefert?
- Möglichkeit zusätzlicher Schulungen in der Zukunft?
16. Technischer Kundendienst (sehr wichtig!):
- Schnelligkeit der Intervention: Garantierter Zeitrahmen für einen Vor-Ort- oder Ferneinsatz?
- Vorhandensein eines Kundendienstzentrums vor Ort: Hat das Unternehmen einen hauseigenen Kundendienst und/oder nutzt es qualifizierte, kompetente Händler oder Kundendienstzentren vor Ort?
- Kompetenz der Techniker: Kennen diese die Branche der Fenster und Türen gut?
- Erreichbarkeit: Telefonische Unterstützung, Fernunterstützung
- Kundendienst- und Wartungsverträge?
17. Verfügbarkeit und Kosten von Ersatzteilen:
- Durchschnittliche Lieferzeiten für die gängigsten und wichtigsten Ersatzteile?
- Verfügt der Lieferant über ein gut sortiertes Ersatzteillager in Italien/Europa?
- Kosten für „Verschleißteile“ und andere wichtige Ersatzteile?
18. Garantie:
- Standarddauer? Möglichkeit der Verlängerung?
- Was genau deckt sie ab?
19. Ruf und Erfahrung des Lieferanten:
- Seit wie vielen Jahren ist er im Bereich der CNC-Bearbeitungszentren für Holz und Fenster/Türen tätig?
- Kann er Referenzen ähnlicher Kunden vorweisen (eventuell mit Besuchsmöglichkeit)?
- Verfügt er über dokumentierte Fallstudien?
- Finanzielle Solidität des Lieferanten
20. Beratung und Vorgehensweise:
- Versucht der Verkäufer, DEINE Bedürfnisse genau zu verstehen, oder drängt er dir nur ein Produkt auf, das er verkaufen will?
- Ist er in der Lage, dir die für dich am besten geeignete Konfiguration zu empfehlen und seine Empfehlungen technisch zu begründen?
- Fühlst du dich bei deiner Entscheidung unterstützt oder nur unter Druck gesetzt?
PHASE 5: DIE NEUNERPROBE – Kauf nicht die Katze im Sack
21. Live-Demos und Tests an deinen eigenen Werkstücken:
- Bitte immer darum, die Maschine in Betrieb zu sehen, möglichst mit ähnlichen Materialien und Bearbeitungsverfahren wie in deiner Produktion.
- Wenn möglich, stell deine Muster oder Zeichnungen für einen Bearbeitungstest zur Verfügung. Bewerte den Zeitrahmen und die Qualität der Ergebnisse.
- Sprich mit Betreibern, die ähnliche Maschinen nutzen.
- Wenn du dich für einen Maschinenlieferanten entschieden hast, stell sicher, dass du eine Prüfung mit mehreren Phasen durchführst, auch mit dem Werkzeug- und CAD/CAM-Lieferanten, beginnend bei der Auftragserteilung bis hin zum geplanten Testtermin in der Fabrik, um sicherzustellen, dass die Spezifikationen klar sind und die Zeitpläne von allen Lieferanten eingehalten werden.
- Bewerte den Zeitrahmen und die Qualität der Ergebnisse.